Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg, Band 44/2012

Dierk Franck

Curt Kosswig

Ein Forscherleben zwischen Bosporus und Elbe.

In der Biografie über den Zoologen und Genetiker Curt Kosswig(1903 1982) wird aufgezeigt, in welche Bedrängnis deutsche Professoren im NS-Staat kamen, wenn sie sich mit ihren jüdischen Kollegen solidarisierten. Kosswig arrangierte sich zwar zunächst mit den neuen Machthabern, geriet aber schon bald unter wachsenden Druck, weil er weder bereit war, seine wissenschaftlichen Maßstäbe aufzugeben noch seine jüdischen Freunde im Stich zu lassen. Sein jüdischer Kollege Alfred Heilbronn, der schon 1933 nach Istanbul emigriert war, vermittelte Kosswig 1937 einen Ruf an die Istanbul Üniversitesi. Nach dramatischer Flucht begann für Kosswig in Istanbul ein neues Leben. In den folgenden Jahren bereiste er auf zahllosen Sammelreisen nahezu das ganze Land. Überall wurde er mit offenen Armen aufgenommen. Die Türkei wurde ihm zur zweiten Heimat. 1955 wurde Kosswig nach Hamburg berufen. Der Türkei blieb Kosswig weiterhin eng verbunden: Mit Hamburger Studenten und Mitarbeitern besuchte er sein einstiges Gastland und knüpfte auf vielen Vortragsreisen auch in anderen Ländern des Nahen Ostens wichtige Kontakte.

 

Über den Autor

Der Autor Dierk Franck hat Kosswig als Student, Doktorand und Assistent persönlich gut gekannt. Auf der Grundlage eines umfassenden Quellenstudiums beschreibt er den ungewöhnlichen Lebensweg seines akademischen Lehrers und zeigt auf, wie dieser auch in schwerster Zeit seinen Überzeugungen treu blieb.