Details

Beginn:
22. Mai 2025,
19:00 Uhr
Ort:
Kosswigsaal des Instituts für Zoologie, Martin-Luther-King-Platz 3, 20146 Hamburg
Vortragender:
Dr. Kay Prüfer, Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie Leipzig
Kategorie:
Allgemeine Veranstaltungen

Zusammenfassung

 

Neandertaler und moderne Menschen in Europa

 

Neandertaler lebten in Europa lange bevor die den heutigen Menschen ähnelnden “modernen Menschen” Afrika verließen und ihren Weg in die Region fanden. Das Eintreffen moderner Menschen ist durch Fossilen aber auch das Erscheinen neuer Steinwerkzeugindustrien nachweisbar und datiert nur wenige tausend Jahre vor dem endgültigen Verschwinden der Neandertaler vor ca. 40,000 Jahren. Doch wer waren diese ersten Pioniere die uns so ähnlich sehen? 

Um diese und andere Fragen zu klären studieren Wissenschaftler am Max Planck Institut für Evolutionäre Anthropologie alte DNA, das heisst DNA die gelegentlich in biologischen Material wie Knochen oder Zähnen bis zeum heutigen Tag überdauert hat. Um an alte DNA zu gelangen, werden unter speziellen Vorsichtsmaßnahmen, die Verunreinigung mit DNA von jetzt lebenden Menschen verhindern soll, kleinste Proben von wenigen Milligramm an Material mit einem Bohrer  entnommen. Nachdem die DNA extrahiert wurde, werden die einzelnen DNA Fragmente auf einem Sequenzierer ausgelesen. Dabei findet man leider häufig keine Fragmente, die tatsächlich von dem ursprünglichen Organismus stammen, sondern nur solche, die von Mikroben aus der Umgebung oder neueren Verunreinigungen stammen. In einigen Fällen aber sind DNA Fragmente erhalten geblieben und erlauben einen Einblick in die Verwandschaftsverhältnisse dieser frühen Bewohner Europas.

In meinem Vortrag beschreibe ich unsere neuesten Ergebnisse aus der Studie von alter DNA von frühen moderner Menschen in Europa. Dabei geht es insebsondere um den Schädel einer Frau, die in der Tschechei vor über 70 Jahren entdeckt wurde und eine Sammlung von Knochen aus einer alten Ausgrabung von vor über 90 Jahren bei der Burg Ranis in Thüringen, die in den letzten Jahren erneut ausgegraben wurde. Die Untersuchung alter DNA von diesen Funden zeichnet das Bild einer kleinen Gruppe von wenigen hundert Individuen, die in der damals kalten, kargen Region in Europa lebten. Obwohl diese Inviduen genetisch denjenigen heutigen Menschen ähnlich sind, die aus Afrika ausgwanderten, sind sie den jetztigen Europäern nicht ähnlicher als Asiaten oder Australischen Ureinwohnern. Sie gehörten also zu einer Menschenlinie, die heute keine Nachfahrenschaft mehr hat. Doch die Genome dieser Individuen zeugt trotz allem von der Vermischung mit Neandertalern, die auch die Genome von heutigen Nichtafrikanern noch heute in sich tragen. 

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